Die Geschichte von Max und seinen Medikamenten
Max war 20 Jahre alt, als er zum ersten Mal zum Arzt ging. Er hatte nichts Ernstes, nur leichte Kopfschmerzen, die ihn manchmal plagten. Der Arzt verschrieb ihm ein einfaches Medikament – eine kleine Pille, die die Schmerzen lindern sollte. Max war froh, dass er nun etwas hatte, das ihm helfen konnte.
Doch nach ein paar Wochen bemerkte Max, dass er oft müde war und sein Magen rebellierte. Er ging zurück zum Arzt, der ihm sagte: “Das kommt manchmal vor. Mach dir keine Sorgen, ich gebe dir etwas gegen die Magenschmerzen.”
Die zweite Pille half, den Magen zu beruhigen, aber bald fühlte sich Max manchmal schwindelig, und sein Herz klopfte schneller als sonst. Wieder ging er zum Arzt, und wieder bekam er ein neues Medikament.
So ging es Jahr für Jahr weiter. Mit 25 hatte Max eine kleine Schachtel voller Pillen, die er täglich nahm. Jede Pille war dafür gedacht, die Nebenwirkungen einer anderen zu bekämpfen. Mit 30 musste er eine Liste führen, um nicht durcheinanderzukommen.
Mit 40 war Max kaum noch wiederzuerkennen. Sein Gesicht war blass, seine Bewegungen langsam. Die Pillen hatten ihn träge gemacht, aber ohne sie konnte er nicht leben. Er wusste nicht einmal mehr, warum er angefangen hatte, sie zu nehmen.
Eines Tages fragte ihn ein Freund: “Max, warum nimmst du all diese Medikamente?”
Max antwortete: “Ich nehme sie, weil ich sie nehmen muss. Ohne sie bekomme ich Nebenwirkungen von den anderen.”
Der Freund sah ihn lange an und sagte: “Aber hast du jemals darüber nachgedacht, mit der ersten Pille aufzuhören?”
Max hielt inne. Zum ersten Mal seit Jahren dachte er nach. Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass die Welt ohne seine Pillen eine fremde und vielleicht gefährliche war.
Und so nahm Max weiter seine Medikamente – in der Hoffnung, dass sie ihm halfen, aber ohne zu wissen, ob er jemals wirklich gesund war.
Mit 40 Jahren fühlte sich Max ausgelaugt. Seine Tage begannen mit einer Handvoll Tabletten und endeten genauso. Der Kalender an der Wand war voll mit Arztterminen, und sein Leben schien sich nur noch um Rezepte, Apothekenbesuche und Dosierungen zu drehen.
Mit 45 hatte Max neue Probleme entwickelt. Seine Gelenke schmerzten, seine Haut war trocken, und er litt unter Kurzatmigkeit. Die Ärzte erklärten ihm, dass dies alles mit dem Alter zusammenhing, aber Max konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob die Medikamente vielleicht mehr schaden als nutzen. Trotzdem bekam er eine neue Pille für die Gelenke und eine Creme für die Haut.
Mit 50 musste Max eine größere Medikamentenschachtel kaufen. Sie war so voll, dass er manchmal Medikamente vergaß oder doppelt nahm. Einmal musste er ins Krankenhaus, weil er aus Versehen die falsche Kombination eingenommen hatte. Die Ärzte sagten ihm, dass er vorsichtiger sein müsse, und gaben ihm eine Liste mit neuen Anweisungen.
Mit 55 waren selbst einfache Aufgaben wie Spazierengehen oder Einkaufen eine Herausforderung geworden. Max war zu einem regelmäßigen Besucher im Krankenhaus geworden. Seine Leber zeigte Anzeichen von Überlastung, und seine Nieren arbeiteten nicht mehr so gut wie früher. Die Ärzte erklärten, dass dies leider eine Folge der jahrelangen Medikamenteneinnahme war. Aber anstatt die Ursachen zu behandeln, bekam Max eine neue Reihe von Medikamenten für seine Leber und Nieren.
Mit 60 war Max ein Schatten seines früheren Selbst. Sein Tag bestand fast ausschließlich aus Schlafen, Essen und dem Sortieren seiner Medikamente. Er hatte kaum noch Energie für Freunde oder Hobbys. Seine Wohnung war still, seine Tage monoton. Eines Abends saß er in seinem Sessel, blickte auf die Tablettenschachtel neben sich und fragte sich:
“Was wäre gewesen, wenn ich damals, vor all den Jahren, die erste Pille einfach weggelassen hätte? Hätte ich all das vermeiden können?”
Doch diese Frage blieb unbeantwortet. Die Gewohnheit, die Abhängigkeit von den Medikamenten, und vielleicht auch die Angst vor dem Unbekannten hatten Max all die Jahre angetrieben.
Am Ende blieb Max allein mit seiner Frage – und einer langen Liste von Medikamenten, die ihm zwar das Leben verlängert, aber vielleicht nie wirklich verbessert hatten.